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State-of-the-art skiing technologies, part IV – A changelog by Daniel Mettler

State-of-the-art skiing technologies, part IV

Well, at least the Swiss snowboard pros win medals ;)

Back to skiing technologies. There are two interesting articles about Atomic in today’s issue of the Tages-Anzeiger. Unfortunately, they’re not available online, so here’s my transcription (hope you don’t mind about the typos):

2200 Hände gegen den Zufall

Alle Medaillen der bisherigen Männer-WM-Rennen gingen an Fahrer mit Atomic-Ski. Im Werk in Altenmarkt werden sie bis zur auslieferung mehrfach gesichert in einem Zwinger aufbewahrt.

Von Christian Brüngger, Altenmarkt

Cafés und Skisportgeschäfte prägen das Zentrum von Altenmarkt. Der silbrige Gebäudekomplex am Ausgang des Dorfes, eine Autofahrstunde von Salzburg entfernt, hebt sich von der Umgebung deutlich ab. Umgeben ist er von einem wuchtigen Zaun, der in den Schneemassen fast versinkt. Die Botschaft bleibt dennoch klar. Unbefugte sollen sich fern halten, schliesslich will Atomic für sich behalten, warum Hermann Maier, Bode Miller oder Benjamin Raich die Konkurrenten derart dominieren. Atomic, Tochtergesellschaft der finnischen Amer-Gruppe, ist aber auch bei den Amateuren tonangebend: 950’000 Paar Ski verkauften die Österreicher 2004, setzten 800’000 Bindungen und 200’000 Langlaufski ab; dazu 200’000 Paar Ski- und Bergschuhe. Damit legten sie im Vergleich zu 2003 neun Prozent an Umsatz (205,6 Millionen Euro) zu.
Herr über Atomic ist Michael Schineis. Der Deutsche leitet seit der Übernahme durch die Amer-Gruppe die Traditionsfirma. Und der Chef persönlich lädt zur Besichtigungstour des Werks ein, in dem 1100 Angestellte arbeiten. Es ist von zwei grossen Produktionshallen geprägt. In der ersten werden die Alpinski hergestellt, in der zweiten Snowboards und Langlaufski. Der Lärmpegel ist hoch, die Sicht durch unzählige Maschinen versperrt.
Die Arbeiter sind in 18 Produktionszellen eingeteilt. Jede Einheit arbeitet autonom und nur an einem bestimmten Stück, etwa den Kanten. Damit sollen Fehler frühzeitig erkannt werden, denn die zweite Zelle nimmt von der ersten die Teile ab, prüft diese. Müssen die Teile zurückgegeben werden, verliert die Zelle an Produktivität und damit Lohn. “Doppelte Sicherheit ist damit gewährleistet”, erklärt Schineis den Sinn des Systems. Sperrige Wörter wie “Produktivitätsentwicklungskurve” sind damit verbunden und machen klar: Hier gehts um viel Geld, das innerhalb kurzer Zeit generiert werden muss. Hauptproduktionszeit ist April bis Juni, die Auslieferungen erfolgen vor allem in den drei Monaten danach. Allein im vergangenen September lieferte Atomic 280’000 Ski aus, das sind sieben Prozent des Weltmarktes. Die Lagerhalle ist dementsprechend gross – und systematisch gesichert, schliesslich lagern viele Millionen Euros hier. Der Anblick erstaunt dennoch. Die Halle ist so gross wie ein Fussballfeld, die Ski sind auf sechs Lagen vertikal gestapelt. Sie haben alle senkrecht zu stehen, weil sonst die Spannung und damit auch der Wert der Ski verloren ginge.

Auch nachts wird gearbeitet

Aber zurück zur Produktion und dem Herstellungsverfahren. die verschiedenen Materialien werden in eine Form gelegt, dazu Kanten und Belag. Ein Deckel schliesst die Form ab, die danach unter grossen Druck und hohe Temperaturen gesetzt, quasi gebacken wird. Der Rohling wird danach via Roboter verarbeitet. Auch die Rennski von Miller und Co. werden in den Serienmaschinen hergestellt, allerdings von einem speziell ausgewählten Team, das ausschliesslich die Ski der Spitzenfahrer produziert. “Rennbauer” nennt sie Schineis. Damit die Produktion zügig vorankommt, arbeiten die Angestellten im Schichtbetrieb und auch nachts. Immer dabei ist ein Team der hauseigenen Maschinenbauer, denn sollte ein Gerät ausfallen, muss dieses umgegehend repariert werden.

Labors für die perfekte Abstimmung

Die Formen, die viele Hersteller aus Kostengründen auslagern, haben die Österreicher behalten. Ein entscheidender Vorteil ist damit verbunden: Sie können einen Ski, da auch alle anderen Produktionsabläufe innerhalb der Firma stattfinden, innerhalb von vier bis fünf Tagen bauen. “Das kostet jedoch viel Geld, wird nur für Spitzenfahrer und sehr selten gemacht”, so Schineis, “weil wir sonst ja schlecht gearbeitet hätten.”
Mittlerweile sind wir bei den Rennski angelangt, die mehrfach gesichert in einem Zwinger stehen. Sie sind speziell auf die Fahrer angepasst, etwa in Bezug auf Gewicht oder Taillierung. Hätte einer der Fahrer an der Weltmeisterschaft in Bormio seinen Ski zerstört, hätte er umgehend ein fast identisches Ersatzmodell erhalten. Sie sind, wiederum von einem speziellen Team betreut, manuell vorpräpariert. Die letzten Abstimmungen nehmen danach die Servicemänner der Athleten vor.
Den beiden Produktionshallen ist die Forschungs- und Entwicklungsabteilung angeschlossen, die drei bis vier Prozent des Gesamtbudgets ausmacht. Eine Gruppe der Forscher kümmert sich um die Profiski, die andere um diejenigen der Normalverbraucher. Die weniger begnadeten Talente profitieren dabei von den Innovationen der Topski: Sind die Materialien erfolgreich, werden sie, ein Jahr verzögert, auch für die Normalski verwendet.
In den Labors forsch die Wissenschaftler nach der perfekten Abstimmung zwischen Ski, Schuh und Bindung. Fotografieren ist in diesem Teil nur sehr selektiv möglich, wie in einem Hightech-Laboratorium à la James Bonds “Q” siehts aber nicht aus. Getestet werden etwa mechanische Belastungen auf Ski, Schuhe und Körper, Konkurrenzprodukte oder die Materialstrukturen. Auch die Auswirkungen der Schifftransporte werden simuliert. In einem nachgestellten Container versuchen die Forscher herauszufinden, wie die Ski auf Wellenschlag oder Luftfeuchtigkeit reagieren. Rosten die Kanten, hält die Bindung, verliert der Ski an Spannung? Dieser Forschungszweig ist insofern wichtig, als Atomic 74 Prozent ihrer Ski ins Ausland exportiert, der aussereuropäische Markt immer wichtiger wird.
Die Ski werden aber nicht nur im Labor getestet, sondern auch auf den umliegenden Gletschern. Vier fest angestellte Testfahrer prüfen auf eigenene Messstrecken während 300 Tagen im Jahr Tausende von Ski – wohl diejenigen der Profis als auch der Amateure. Dem Zufall, das wird während des Rundgangs klar, wird im Kampf um Hundertstelsekunden so weit wie möglich und mit neusten Apparaten entgegengearbeitet. Doch sobald das silbrige Gebäude hinter einem liegt, hat der Hightech von Altenmarkt ein Ende: Die Zugbarriere muss vom Bahnhofvorstand noch manuell hochgekurbelt werden.

“Als Systemanbieter sind wir überlegen”

Atomic-CEO Michael Schineis über den Schweizer Markt, Schweizer Abfahrer und die Schweizer Firma Stöckli.

Mit Michael Schineis sprach Christian Brüngger, Altenmarkt

Michael Schineis, Sie haben 2004 Ihren Ski-Absatz in der Schweiz um 36 Prozent gesteigert. Welche Gründe trugen dazu bei?

Wir haben in der Schweiz lange mit einem Verteiler gearbeitet, neu aber eine Tochtergesellschaft gegründet. Mit dieser könnnen wir eine ganz andere Strategie aufbauen, die Ziele vereinheitlichen, wodurch der Service besser wird.

Inwieweit ist bei dieser Strategie die Zusammenarbeit mit Schweizer Spitzenfahrern wichtig, um der Marke Glaubwürdigkeit zu verleihen? Mit Didier Cuche haben Sie nur einen Schweizer unter Vertrag, muss man daraus schliessen, dass diese uninteressant sind?

Nein, im Gegenteil, die Schweizer sind sehr interessant für uns. Aber wir gehen nicht hin und betteln, dass ein Schweizer für uns Ski fährt. Wir laden alle zwei Jahre Skirennfahrer ein, die unser Material testen wollen. Wenn dann der Athlet mit unserem Material gut zurechtkommt und an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert ist, beginnen wir mit den Vertragsverhandlungen. Diese Gelegenheit beanspruchten die Schweizer aber aus unterschiedlichen Gründen nicht.

Was waren dies für Gründe?

Ein Grund ist sicher traditioneller Natur. Die Schweizer arbeiten stark mit der französischen Skiindustrie zusammen. Zudem haben wir ein ausgeprägtes Leistungssystem mit tiefem Fixum und hohen Prämien. Nur so können wir uns ein starkes Team leisten. Ein interessantes Beispiel ist Giorgio Rocca. Der testete unser Material und war zufrieden, wir aber sagten: “Wir haben genügend gute Leute, können dir darum kein Fixum bieten, nur Erfolgsprämien.” Momentan fährt er ohne Fixum.

Die Schweizer Fahrer wollen folglich in finanzieller Hinsicht nichts riskieren. Eine typisch schweizerische Mentalität?

Ja, eine schweizerische Mentalität und auch diejenige kleiner Skifirmen. Diese haben ein bestimmtes Budget für die Fahrer und teilen es auf eine bestimmte Anzahl von Athleten auf, was aus meiner Sicht nicht sinnvoll ist, weil der Anreiz fehlt. Was nun die Schweizer betrifft: Wir müssen uns noch einmal mit dem Schweizer Skiverband zusammensetzen. Denn die Schweiz gehört zu den Kernmärkten des Skisports, die Schweizer sind skifanatisch, haben viele Skitouristen. Wir sind schon zu einer Zusammenarbeit bereit.

Wenn Sie also hören, dass man sich im Schweizer Lager beklagt, man könne halt den besten Ski nicht fahren, schmunzeln Sie nur.

Wir sind kein leichter Partner, weil wir gewisse Vorstellungen haben, und diese auch umsetzen. Bei kleineren Firmen hat der Fahrer oft das Gefühl, “die machen alles für mich”. Nur: Der Hermann Maier war der Letzte, der sich beschwerte, als wir Bode Miller verpflichteten. Denn von den technischen Weiterentwicklungen profitiert auch Maier. Zudem ists wohl etwas einfacher, zu Stöckli zu gehen und zu sagen: “Zahl mir 100’000 Franken, und ich bin dein Topathlet.” Kleinere Firmen können zwar viel leisten, aber die Abstimmung von Ski, Schuh und Bindung wird immer diffiziler. Und wer dominiert Ski, Schuh und Bindung heute? Bei den Männern wir, bei den Frauen Salomon. Wer diese Komponenten aber zusammensuchen muss, ist im Nachteil. Als kompletter Systemanbieter sind wir überlegen.

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